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SC-Historie

Vereinsgründung

Man schreibt das Jahr 1963 – Kocherstetten ist noch eine eigenständige Gemeinde mit Bürgermeister, die Fußball-Bundesliga startet in ihre erste Saison, Handball wird noch auf dem Großfeld ausgetragen und Deutschland ist ein geteiltes Land.

Was noch fehlte war ein Sportverein im eigenen Ort!

Kocherstetten hatte zwar seit 1953 einen weit über die Dorfgrenzen hinaus bekannten Posaunenchor, aber sportlich bestand zu dieser Zeit noch Nachholbedarf. Die Gründung eines Sportvereins im Jahr 1963 – im Jubiläumsjahr zum 700jährigen Bestehen von Kocherstetten – wurde angeregt und vorangetrieben von Rainer Woltemate, der vor seinem Zuzug aktiver Handballer beim HSV war. Außer ehrenamtlichen Funktionsträgern mussten auch die sportinteressierten Jugendlichen und jungen Männer, die in benachbarten Vereinen Sport betrieben haben, für ein Engagement im Heimatdorf gewonnen werden. Vielerlei Sportarten wurden anfangs angeboten, so auch das Feld- und Hallenhandballspiel. So wurde am 22. August 1963 der Sportclub Kocherstetten e.V. offiziell gegründet, die Gründungsversammlung fand in der Volksschule Kocherstetten mit ungefähr 40 Personen statt. Als Taufpaten fungierten der damalige Sportkreisvorsitzende Karl Weber und Walter Bäßler, Handball-Abteilungsleiter von der TSG Öhringen. Die Sitzung wurde vom Kocherstettener Bürgermeister Karl Dauner, der den Gründungs- Ehrenvorsitz übernahm, geleitet. Außer der Namensgebung wurde auch beschlossen, dass die Vereinsfarben weiß-rot sein sollen und als Vereinszeichen das Wappen der Familie von Stetten zu führen ist.

Erste Übungsstätten

Im Pausenhof der Volksschule begannen für die Handballer im Herbst 1963 die ersten Übungsabende auf dem asphaltierten Platz von nur 16 x 20 m. Dazu war natürlich die Installation von großen Scheinwerfern erforderlich. Die Frauenabteilung, die ebenfalls sofort aktiv wurde, konnte ihre Übungsabende, die bis zur heutigen Zeit immer montags stattfinden, in einem Klassenraum der Volksschule absolvieren. Ebenso wurde der ehemalige Sportplatz am Badeplatz für Freundschaftsspiele und Trainingsstunden benutzt. So fand dort auch der erste Auftritt vor eigenem Publikum statt – am 4. März 1964 gegen den TV Gundelsheim. Da dieser Sportplatz jedoch nur ein Provisorium war, folgte bald der Bau eines richtigen Sportplatzes.

Bau des Mühlwiesensportplatzes

Nachdem der Bau eines Sportplatzes im Gewand Frosch aus kosten- und wasserbautechnischen Gründen nicht möglich war, wurden in teils sehr schwierigen Verhandlungen zwischen SC-Vorstandschaft und den Eigentümern, die Voraussetzungen zum Ausbau der Mühlwiesen-Insel als Sportplatz geschaffen. Damit überhaupt eine Spielfläche von mindestens 50 x 90 m erreicht werden konnte, mussten gut 8000 qm Kiesaushub vom Kocherbett aufgeschüttet werden – über 2000 freiwillige Arbeitsstunden wurden dafür geleistet.

Mit dem Bau einer Brücke über den Mühlkanal, unter tatkräftiger Mithilfe des damaligen Vorstandes Hermann Brenner und natürlich vieler weiterer Helfer, sowie der Einweihung der Clubheimes an Ostern 1966, wurden weitere Meilensteine in der Clubgeschichte gelegt.

Der große Hamburger SV in Kocherstetten!

Die festliche Einweihung des neuen Sportplatzes fand schließlich am 29./30.August 1964 statt. Hierfür waren extra aus der Hansestadt Hamburg die Handballer des großen HSV angereist! – Heute undenkbar. SC-Gründer Rainer Woltemate hatte dort früher aktiv gespielt und so den Besuch eingefädelt. So trat die SC-Mannschaft, zusammen mit befreundeten Spielern des TSV Degmarn, gegen die des HSV an. Das Spiel endete mit 14:22 für die Gäste aus der Hansestadt.

Handball im ersten Jahrzehnt

Bereits im Gründungsjahr war der Sportclub mit einer ersten Herrenmannschaft in die Hallenhandballrunde der 3. Division des Handballkreises Neckar-Kocher gestartet. Der Jugendarbeit wurde von an Anfang an ein hoher Stellenwert eingeräumt. So konnten schon im Jahr 1963/64 je eine A-, B- und C-Jugendmannschaft ihre Turnierspiele aufnehmen. Die Punktspiele der Feldhandball-Mannschaften wurden auf dem ehemaligen Sportplatz bei der Aumühle in Künzelsau ausgetragen. Wegen unbefriedigender Trainingsmöglichkeiten über die Winterzeit baute man in Schloss Stetten, mit Unterstützung des Hausherren Dr. Wolfgang von Stetten, eine Feldscheune zur provisorischen Übungshalle um. Bereits 1967 wurde mit dem TSV Künzelsau eine Handball-Spielgemeinschaft vereinbart.
Vorzüge dieser Kooperation waren bessere Trainingsmöglichkeiten, Hinzugewinnung hervorragender Trainer und ein größeres Spielerpotenzial. Zahlreiche Meistertitel, sowohl bei den Jugendlichen als auch den Aktiven, konnten gefeiert werden. 1973 beging man das 10jährige Jubiläum auf dem Mühlwiesen-Sportplatz. Leider ist in diesem Jahr die Familie Woltemate aus beruflichen Gründen aus Kocherstetten weggezogen.

Im selben Jahr, als Rainer Woltemate das Hohenloher Land in Richtung Oldenburg verlassen hat, übernahm Ernst Gruber das Training der Frauenmannschaft, die bereits überwiegend aus Spielerinnen des TSV Künzelsau bestand. Das bei den Spielern unbeliebte Feldhandballspiel wurde durch das kurzweiligere Kleinfeldhandballspiel abgelöst. Neben dem Engagement der Trainer und Betreuer für den eigenen Spielbetrieb, mussten auch immer Schiedsrichter für den Verband bereitgestellt werden. Auch die Geselligkeit unter den Sportlern kam selbstverständlich nie zu kurz, so wurden z.B. mehrtägige Skiausfahrten für die Handballer oder der Besuch von Eishockeyspielen organisiert.

Das Problem mit der Halle

Neben dem Handball wurden in den „Gründerjahren“ auch weitere Kinder- Jugend- und Erwachsenengruppen gegründet, wie zum Beispiel die Kinderturngruppe oder die Männerriege. Jedoch hatte man noch immer keine richtige Sporthalle. So wurde 1969 die alte Dorfkelter um einen Gymnastikraum erweitert. Als Anfang der 70er die Eingemeindung Kocherstettens nach Künzelsau folgte, kam die Diskussion in Gange, eine neue Sporthalle zu bauen, oder aber die alte Dorfkelter zu einer richtigen Mehrzweckhalle umzubauen. Die Entscheidung der städtischen Gremien fiel zum Glück zugunsten der Dorfkelter aus, sodass das im Jahr 1768 erbaute Gebäude nicht zu einem Reitstall, sondern zu einer Halle umgebaut wurde, die noch heute ein Segen für alle Vereine im Ort ist und wohl auch einer der ältesten Turnhallen weltweit 😉

So wurde am 20. September 1975 die neue Halle mit einem großen Festakt eröffnet. Die Gesamtkosten betrugen damals beachtliche 100.000 Mark, wobei der Umbau selbst wieder mit viel ehrenamtlichem Einsatz von den Vereinsmitgliedern, sowie von Posaunenchor und Feuerwehr, in über 4500 Arbeitsstunden getätigt wurde.

Der Hartplatz – ein weiterer Traum geht in Erfüllung

Die Krönung folgte am 12. Oktober 1980, als der neue Hartplatz direkt neben der Kelter eingeweiht wurde. Auch hier waren die Kosten mit 160.000 Mark sehr hoch. Durch die Einbringung von 50.000 Mark seitens des SC’s, sowie durch die Stadt Künzelsau, durch den WLSB und durch Spenden, konnte der Platz, wieder durch einen hohen ehrenamtlichen Einsatz, erbaut werden. Dieser wird bis heute sehr gut genutzt, vom normalen Sportbetrieb bis hin zum Sportabzeichen.

Das Sportabzeichen beim SC Kocherstetten

Seit Mai 1981 beteiligen wir uns beim Erwerb um das Deutsche Sportabzeichen. Nach Initiative von Frank Hielscher, seinerzeit Sportwart beim SC, wurden im ersten Jahr bereits 21 Sportabzeichen abgenommen. Dies reichte damals schon aus, um den Wanderpokal des Sportkreises als erfolgreichster Verein zu gewinnen – Bedenkt man, dass wir 2017 mit 79 Teilnehmern „nur“ auf dem 2. Platz waren. In den Jahren seit der ersten Teilnahme, haben wir den Titel als erfolgreichster Verein schon viele male einheimsen können, bereits 1987 waren es über 50 Teilnehmer.

Auf zum Breitensport und Ende des Handballs

Insgesamt hatte das Interesse der Kocherstettener am Handball, sowohl bei den Aktiven, als auch beim Zuschauen in der Eberhard-Gienger-Halle, im Laufe der 80er Jahren immer mehr nachgelassen. Womöglich hat auch der Umstand, dass in unserer Kelter selbst und somit in der räumlichen Nähe, kein Trainings- und Spielbetrieb stattfinden konnte, dazu beigetragen. Zudem wurden ab den 70er Jahren in umliegenden Ortschaften Vereine gegründet, die sich auf den Volkssport Fußball konzentrieren und somit den Handball, gerade bei jüngeren Sportlern, immer mehr verdrängte

Auf der Jahreshauptversammlung vom 13. März 1998 wurde über die Zukunft der Handballabteilung diskutiert. Zu diesem Zeitpunkt gab es von unserem Ort keine aktiven Spieler mehr in der Spielgemeinschaft SC Kocherstetten/TSV Künzelsau. In der Versammlung wurde mehrheitlich beschlossen, für die kommenden Jahre nur noch einen festen Betrag pro aktiven Spieler an den TSV zu überweisen. Daraufhin trat die Handballmannschaft ausschließlich unter dem Namen des TSV Künzelsau auf.

Der SC Kocherstetten versteht sich heute als reiner Breitensportverein, dem ein sportliches Angebot für die gesamte Bevölkerung wichtig ist. Dabei kommt es nicht auf Höchstleistungen an – beim Vereinsangebot sollte für jeden etwas dabei sein. Vor allem für Kinder sehen wir uns in der Pflicht, im Computer- und Fernsehzeitalter für sportliche Betätigung zu sorgen. Natürlich gilt dies auch für die Gruppen der Erwachsenen, die zuerst gegründete Frauenabteilung wurde bereits 1963 ins Leben gerufen, der Zivilisationskrankheit Rückenschmerzen versuchen wir, mit der im Jahre 1995 ins Leben gerufenen Rückengymnastik-Gruppe, entgegen zu wirken. Ebenso sehen wir uns in der Pflicht, durch unsere zahlreichen Veranstaltungen wie z.B. die Jahresfeier, die SC-Party, die Herbstwanderung oder den Kinderfasching, das Dorfleben aufrecht zu erhalten.

Mit unseren zahlreichen Gruppen sind wir gut aufgestellt und trotzdem müssen wir als Verein immer nach vorne schauen und die neuesten „Trends“ aufschnappen. Denn wie sagt Kabarettist Christoph Sonntag: „bloß kein Trend verpennt!“