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Handball beim SC Kocherstetten – ein Rückblick

Die Anfänge

Unser SC Kocherstetten wurde ursprünglich als Handballverein gegründet. Dies lag an Rainer Woltemate, welcher anfangs der 1960er Jahren von Norddeutschland nach Kocherstetten kam. Er war ein alter Handballer und wollte auch dies in seinem neuen Wohnort spielen können. Jedoch gab es außer in Schwäbisch Hall und Öhringen keine Möglichkeiten. Die Handballabteilung des TSV Künzelsau wurde 1959 aufgelöst. So motivierte Woltemate die Kocherstettener dazu, einen Sportverein zu gründen. Allerdings war die Wahl der Sportart im Verein nicht unumstritten, war doch bereits damals der Fußball in der näheren Umgebung weit verbreitet und die Entfernungen beim Handball sehr groß. Jedoch setzte sich Woltemate mit dem Handball durch und es kam zur Gründung.

Dies geschah am 22. August 1963. Rainer Woltemate gehörte als Sportwart dem Vorstand an und trieb nun den Aufbau des jungen Vereins voran. Zum 1. Januar 1964 wurde der Verein Mitglied im Württembergischen Landessportbund WLSB, noch bevor er am 17. August 1964 im Vereinsregister des Amtsgericht Künzelsau eingetragen wurde und von da an als „eingetragener Verein“ bezeichnet werden konnte. Ebenso schloss man sich im dem Württembergischen Handballverband an, sodass man alsbald an der offiziellen Spielrunde teilnehmen durfte.

Handball selbst wurde damals noch auf dem Großfeld im Freien gespielt, heißt auf einem Feld so groß wie ein Fußballfeld. Über die Wintersaison spielte man die Hallenrunde auf das Kleinfeld. Heute kennt man nur noch die „Kleinfeldvariante“ in der Halle. Das Freiluftspiel auf das Großfeld wird nicht mehr gespielt und gilt als eine ausgestorbene Sportart.

Die ersten Spiele

Noch im Gründungsjahr 1963 nahm man zur Probe an der Hallenrunde in der 3. Division des Handballkreises Neckar-Kocher teil. Der erste Spieltag bestand aus drei Spielen und fand in der Heilbronner Mönchseehalle statt. Der Gegner im allerersten Spiel hieß SV Obrigheim, welchem man mit 2:6 unterlag. Auch gegen die Spvgg Oedheim und den TV Gundelsheim folgten zwei Niederlagen, sodass der erste Spieltag mit 0:6 Punkten und 8:27 Toren beendet wurde. In der Hohenloher Zeitung war zu lesen:

„Durch ihr für Anfänger erstaunlich diszipliniertes Auftreten errangen sie im Handumdrehen alle Sympathie des Publikums“

Zum ersten Heimspiel in Kocherstetten kam es am 4. März 1964. Hier war für Freundschaftsspiele der TV Gundelsheim mit seiner 1. Herren- und der A-Jugend Mannschaft zu Gast. Da der Mühlwiesensportplatz noch nicht angelegt war, spielte man auf dem eigentlich zu kleinen Feld am Badeplatz. Wieder konnte man einen Bericht des Spiels in der HZ lesen:

Aufbau der Jugend

Ohne eine solide Basis kann ein Verein auf Dauer nicht bestehen. Deshalb war man sich nach der Gründung einig, sofort auch Jugendmannschaften aufzubauen. Schon zur Runde 1963/64 konnte eine A- und C-Jugend gemeldet werden, kurze Zeit darauf wurde mit der B- und D-Jugend die Lücke geschlossen. Der konsequente Aufbau der Jugend sollte sich lohnen, wurden doch bereits 1966 von der C- und D-Jugend jeweils dritte Plätze in der Meisterschaft erreicht. Noch besser machte es die C-Jugend, welche im Februar 1967 nach einem 7:2 Finalsieg über die Neckarsulmer Sport-Union die allererste Meisterschaft für den Verein überhaupt erringen konnte. Die D-Jugend tat es ihnen ein Jahr später gleich und holte nach deutlichen Siegen gegen die TG Heilbronn und den TSB Horkheim im Finale gegen den TV Flein ihre erste Meisterschaft.

                                                                         Bericht der HZ zur Kreismeisterschaft der C-Jugend 1967
                                                                          Bericht der HZ zur Kreismeisterschaft der D-Jugend 1968
                  Meisterwimpel von 1968

Spiele gegen den HSV

Nachdem die Vereinsmitglieder die Mühlwiese in großer Eigenleistung zu einem Sportplatz umgebaut hatten, fand am 29. und 30. August 1964 die große Einweihungsfeier statt.  Zu diesem begrüßte unser blutjunger Verein eine Handballmannschaft des großen HSV aus Hamburg! Vereinsgründer Rainer Woltemate als „Hamburger Jung“ hatte dort früher Handball gespielt. So wurde über bestehende Kontakte zum Spielertrainer der 2. Mannschaft des Hamburger Sportvereins, Dr. Rolf Bialas, der Besuch eingefädelt. Die HSV-Mannschaft spielte damals in der Verbandsliga und war auch mit einigen Spielern der ersten Mannschaft aufgefüllt, sodass eine besonders starke Mannschaft in Kocherstetten erwartet wurde.

                                                                           Bericht der Hohenloher Zeitung vom 28. August 1964

Die Hamburger Gäste reisten über Nacht mit einem D-Zug von Hamburg an und wurden am Morgen des 29. August von den Gastgebern am Bahnhof in Lauda abgeholt. Insgesamt 13 Spieler kamen und übernachteten in Kocherstetten bei verschiedenen Vereinsmitgliedern. Noch am gleichen Tag trugen die Gäste abends in Degmarn ein Freundschaftsspiel gegen den befreundeten TSV aus, nachdem tagsüber in einem straffen Programm eine Schlossbesichtigung auf Schloss Stetten  und ein Abstecher nach Langenburg auf dem Plan standen.

Die eigentliche Einweihungsfeier stand dann am Sonntag dem 30. August an. Auch hier war ein großes Programm geboten, welchem viele Zuschauer beiwohnten. Nach Freundschaftsspielen der C- und B-Jugend gegen den TSV Degmarn, Auftritten der Frauenabteilung und dem anschließenden offiziellen Einweihungsakt, kam es um 16 Uhr zum Spiel gegen den HSV. Die Kocherstettener Mannschaft spielte zusammen mit Spielern des TSV Degmarn gegen die Hansestädter. In einem von Vereinschronisten als hochklassig beschrieben Spiel, schlugen die Hamburger Gäste das Team aus Kocherstetten und Degmarn mit 22:14 Toren.

                                              Kocherstettens Bürgermeister Karl Dauner bei der Einweihung 1964

Nach diesem Ereignis war für die Sportler aus Kocherstetten klar, dass dies wiederholt werden musste. Im September 1965 fuhren also 33 Personen zum Gegenbesuch nach Hamburg. Zur Einweihung des Sportheims auf der Mühlwiese an Ostern 1966 kam dann erneut die Mannschaft des HSV nach Kocherstetten. Auch hier stand wieder ein Freundschaftspiel auf dem Plan. Aus heutiger Sicht wirkt es schier unglaublich, dass eine Mannschaft eines so großen Weltvereins zu einem kleinen Dorfverein zu Besuch kommt. Somit können wir stolz sagen, schon gegen den großen HSV gespielt zu haben 😉

                                    Die Mannschaften aus Kocherstetten & Degmarn sowie die des HSV an Ostern 1966

Gründung einer Spielgemeinschaft

Nachdem der Handball in Kocherstetten auch bei vielen Künzelsauern immer mehr Gefallen gefunden hatte, überlegt man beim dortigen TSV seine Handballabteilung wiederzubeleben, spielten mittlerweile doch viele „TSV’ler“ beim jungen SC Kocherstetten.  Durch vernünftiges Vorgehen zwischen den beiden Vorstandschaften wurde zum 1. November 1967 eine Spielgemeinschaft für alle Mannschaften gegründet. Man einigte sich hierbei auf den Namen „SG Kocherstetten-Künzelsau“ und eben nicht andersrum, um hervorzuheben was man in den vergangenen Jahren seit der Gründung aufgebaut hatte.  Durch diese Vereinigung konnte schon 1968 eine Mädchenmannschaft gegründet werden.

Die ersten Meisterschaften der Aktiven

Durch die gute Jugendarbeit und dem Nachrücken der Jugendlichen in die aktiven Mannschaften, konnte die SG 1969 die Hallen- und Feldrunde gewinnen und war somit zum ersten Mal Kreismeister. Die Finalrunde der Hallensaison fand wieder einmal in der Heilbronner Mönchseehalle statt, wobei man sich hier gegen die NSU und den TV Flein durchsetzen konnte und so den Titel mit ins Kochertal nahm. Damit stieg man auch zum ersten Mal eine Klasse höher, stieg darauf aber wieder ab. Dies hinderte die Mannschaft aber nicht daran den Erfolg vom Vorjahr zu wiederholen und so wurde man 1971 erneut Meister.